Der AV Hardt muss auch nach rund 30 Jahren weiterhin auf einen Sieg gegen den Nachbarn AV Sulgen warten. Dafür dürfen sich die Gastgeber mit dem Sprung an die Tabellenspitze der Verbandsliga Württemberg freuen und bleiben ungeschlagen. Das packende Nachbarschafts-Duell vor rund 450 Ringsportfans in der Arthur-Bantle-Halle erlebte zwei völlig verschiedene Halbzeiten. Vier der ersten fünf Kämpfe endeten vorzeitig. Während die Gäste vom AV Sulgen erstmals in den unteren Gewichtsklassen besser aufgestellt waren und durch Ilie-Luretin Porumbescu (gegen Farin Wöhrle) und Benjamin Muske (gegen Nicolas Eßlinger) jeweils einen Vierer holten, gelang dies erwartungsgemäß auf Gastgeberseite Nikola Conar gegen Valentin Baier und Dmytro Zlatkin gegen Leon Lamert. Einzig die Paarung bis 98 kg verlief über sechs Minuten. Hier setzte Hardts Neuzugang Redjep Hajderi gegen Simone Iannattoni die Akzente und gewann mit 4:1 Punkten. Somit nahm die Malz-Zehn, die als Favorit in den Klassiker ging, einen 10:8 Vorsprung in die Pause. Nach Wiederanpfiff legte die Begegnung an Spannung und Klasse deutlich zu. AVS-Ringer Niklas Hadjio (86 kg) verkürzte mit einem 4:2 Punktsieg über Manuel Dieterle auf 10:9, doch postwendend sorgte AVH-Akteur Julian Helm (71 kg) mit einem 2:0 Punktsieg über Robin Müller für den alten Abstand. Bis 80 kg schien sich dann eine Vorentscheidung anzubahnen. AVH-Vertreter Marcus King lag gegen den angeschlagenen Adrian Rubach nach Ende der ersten Runde bereits mit 12:4 in Führung und der Sulgener hatte die Verletzungszeit fast schon aufgebraucht. Den zweiten Kampfabschnitt bestimmte dann meist der Sulgener, der noch bis auf 12:9 herankam und den Ausgang offenließ. Ein weiterer Schlüsselkampf fand in der 75 kg Freistilklasse zwischen dem Hardter Adrian Jauch und Marco Eckl statt. Dabei stand zunächst die Taktik im Vordergrund, keiner wollte angesichts der Bedeutung des Kampfausgangs zu viel riskieren. Ein gezielter Beinangriff brachte Eckl mit 4:1 in Führung, die er noch auf 6:1 ausbauen konnte. Damit schmolz der Vorsprung des AV Hardt auf 13:11 und Schlussringer Gabriel Benchea durfte gegen Jannik Malz maximal mit sieben Punkten Differenz verlieren, um das Unentschieden zu retten. Dies schaffte Benchea mit starker Unterstützung des Hardter Publikums, während Malz in der Schlussphase die nötigen Körner fehlten, um die 8:2 Führung noch auf 10:2 zu erhöhen. Trainerstimmen Klaus Malz (AV Hardt): „Es war ein sportlich sehr faires Derby mit gerechter Punkteteilung. Auf beiden Seiten wurden Punkte für einen möglichen Sieg liegengelassen, aber alle haben bravourös gekämpft. Leider hatten wir durch den verletzten Roman Marte einen kurzfristigen Ausfall. Es war deshalb klar, dass es eng werden würde. Dass mein Sohn Jannik auf Sulgener Seite kämpfte, musste ich so gut es ging ausblenden“. Semih Bosyan: „Die ganze Woche über war ich nicht gut auf den Kampf gestimmt. Nach dem Wiegen habe ich gedacht, dass für uns was drin ist, sah die Chancen bei 50:50. Wir gewinnen oder verlieren den Kampf, wenn wir zu viele Punkte abgeben. Und so ist es gekommen. Unterm Strich kann ich mit dem Unentschieden nicht zufrieden sein, wir hätten beide Punkte mitnehmen müssen“.