Schramberg-Sulgen (lh). Der Athletenverein Sulgen hat mit Sandra Paruszewski eine Olympiateilnehmerin in Paris. Beim Empfang im Foyer der Festhalle Sulgen gab es für die Olympionikin viele Gratulanten. Die Sulgener Ringerin Sandra Paruszewski hat wieder einmal Geschichte geschrieben. Nachdem sie sich beim hochgradig besetzten Olympia-Qualifikationsturnier in Baku/Aserbaidschan gegen harte Konkurrentinnen durchgesetzt und das Finale erreicht hatte, löste sie das Olympia-Ticket praktisch im zweiten Anlauf. Bei den Weltmeisterschaften im vergangenen Jahr im September in der serbischen Hauptstadt Belgrad war ihr dies noch nicht gelungen. AVS-Vorsitzender Ralph Herzog erinnerte bei seiner Ansprache an einen Bericht im Schwarzwälder Bote vom Januar 1997: „Beim Landesligameister AV Sulgen gehen zehn Amazonen auf die Matte…“. Ringende Mädels in einer Schülermannschaft seien beim AVS bereits seit 1991 fester Bestandteil. Anfangs sei man von anderen Vereinen darüber belächelt worden, da sie im Mädchenringen keine Zukunft gesehen hätten. Jahre später zeige sich jedoch, dass ein Umdenken stattgefunden habe und Mädchen- und Frauenringen in vielen Vereinen angeboten werde. „Bei der Olympiade 2000 in Sydney sind zum ersten Mal Frauen auf der Matte gestanden. Und nun, 24 Jahre später, hat der AV Sulgen mit Sandra Paruszewski eine Starterin in Paris“, freute sich der Vorsitzende über die grandiose Leistung des nur 1,65 Meter großen Energiebündels beim Qualifikationsturnier. Trotz sportlicher Tiefschläge wie ein frühes Ausscheiden bei der Weltmeisterschaft und einer schweren Verletzung habe sie sich mit eisernem Willen zurückgekämpft. Selbst zwei nicht zufriedenstellend verlaufene Turniere am Anfang es Jahres hätten Sandra nicht vom Olympia-Kurs abbringen können. Gegen namhafte Gegnerinnen wie die Olympia-Dritte von Tokio 2021 und amtierende Vize-Europameisterin Ewelina Nikolowa (Bulgarien) habe sie sich durchgesetzt. Mit einem Schultersieg über die Türkin Elvira Kamaloglu habe sie dann das Ticket nach Paris gelöst, schilderte Herzog. Sandra sei damit die erste Frau im Ringerbezirk 4 Schwarzwald-Alb-Bodensee, die bei Olympischen Spielen starte. Vor ihr sei dies im Bezirk bei den Männern nur Reiner Schilling (ASV Nendingen/1964), Reiner Trick (KSV Winzeln/1984) und Othmar Kuhner (AB Schramberg/2000) gelungen. Während Schilling und Trick allein durch die Empfehlung der Bundestrainer starten durften, hätten Kuhner und jetzt Paruszewski das Ticket in Qualifikationsturnieren hart erkämpfen müssen. „Sandra, wir alle wissen, dass du für deinen großen Traum Olympia alles hinten angestellt hast. Deine Vorbereitung war diszipliniert, hart und ehrgeizig. Damit bist du ein Vorbild nicht nur für die Jugend und das Frauenringen. Heute sind wir hier, um mit dir diesen Erfolg zu feiern“, hob der Sulgener Ringerchef hervor und blickte bereits voraus: „Wir wünschen dir, dass du in Topform nach Paris fährst und ein bisschen Losglück hast. Vor allem aber wünschen wir dir Spaß. Wenn du so stark ringst wie in Baku, wird es für dich eine erfolgreiche Olympiade werden“. AV-Vize und Schwiegervater Martin Moosmann versicherte, er werde sein Versprechen einlösen und ihr als Zuschauer in Paris den Rücken stärken. „Falls es keine Karten mehr gibt, werden wir auf der Heuwies statt einem Sommerfest ein Public-Viewing veranstalten“, kündigte Moosmann an. Ralf Rückert, Vorsitzender des Stadtverbands für Sport, betitelte Paruszewski als Aushängeschild des AV Sulgen. Nicht nur der Verein, auch der Stadtverband und die Gesamtstadt seien mächtig stolz auf sie. Hinter dieser Leistung stecke eine Menge Trainingsfleiß, Engagement und Verzicht auf Freizeit. Die Unterstützung des Vereins und der Familie dürfe dabei nicht vergessen werden. „Von ihr selbst weiß ich, dass sie sportlich mit Turnen angefangen hat und mit 14 Jahren zum Ringen gekommen ist. Es war absolut die richtige Entscheidung“, bekräftigte Rückert. Die Gratulationswünsche des Württembergischen Ringerverbands (WRV) überbrachte WRV-Frauentrainer Uwe Schullian (AB Aichhalden), die des Bezirks Vorsitzender Gerd Reichle (AB Wurmlingen).
AVS-Vorsitzender Ralph Herzog (links) und Vize Martin Moosmann (rechts) gratulieren Sandra Paruszewski zur Olympia-Teilnahme.
Sport-Stadtverbands-Vorsitzender Ralf Rückert sieht in Sandra Paruszewski ein Aushängeschild des AV Sulgen.
Zum Empfang von Olympia-Starterin Sandra Paruszewski (vorne Mitte) kommen viele Mitglieder des AV Sulgen, Sponsoren und Ringer aus Nachbarvereinen ins Foyer der Festhalle, um zu gratulieren.
